(Veröffentlichter) Leserbrief zu: "Verdorben", SZ vom 21.5.2015, Seite 3

(Veröffentlichter) Leserbrief zu: "Verdorben", SZ vom 21.5.2015, Seite 3 



Sehr geehrte Redaktion Leserbriefe,

Verseuchte Eier der Firma Bayern-Ei sollen im Sommer 2014 einen europaweiten Salmonellen-Ausbruch verursacht haben. Es gab Hunderte Erkrankte und zwei Tote in Großbritannien, Österreich, Frankreich, Deutschland und Luxemburg. Bis heute haben die bayerischen Behörden den Betreiber der Hühnerfarm, der mit über einer Million Hühner und einer Million Eier pro Tag einer der größten Eierproduzenten Deutschlands ist, nicht zur Rechenschaft gezogen. Auch haben sie trotz etlicher Warnungen verdächtige Eier nicht schnellstmöglich aus dem Verkehr gezogen. Bereits 1990 waren 200.000 Menschen in Deutschland an Salmonellen erkrankt. Und trotz verbesserter Hygiene ist aktuell fast jedes fünfte Schlachthuhn damit belastet. Woher kommt angesichts all dieser Lebensmittelskandale mit Salmonellen, Gammelfleisch oder EHEC die deutsche Hybris, mit der besonders hiesige Kritiker des geplanten Transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP die eigenen Verbraucherstandards gegenüber den amerikanischen als das Gelbe vom Ei verteidigen wollen?

Eier und Hühner sind die häufigsten Infektionsquellen einer Salmonellen-Vergiftung. In den USA schützt deswegen der Gesetzgeber die Verbraucher, indem er vorschreibt, geschlachtete Hühner durch ein Chlorbad zu ziehen, das Salmonellen-Erreger und andere infektiöse Keime abtötet. Auch die Bundeszentrale für Risikobewertung stuft die so erzielte Keimfreiheit als Vorteil ein. Wäre es da für den Kunden nicht besser, wenn er beim Einkauf selbst entscheiden könnte, zwischen einem keimfreien US-Huhn oder einem deutschen Risiko-Huhn? Würden nicht die zum Teil deutlich strengeren amerikanischen Lebensmittelvorschriften die deutsche Konkurrenz zu mehr Hygiene zwingen und den Verbraucherschutz erhöhen? Schließlich waren die USA den Deutschen auch beim Rauchverbot und Abgasvorschriften für Autos voraus, beim Mindestlohn, Minderheitenrechten und einem modernen Staatsbürgerschaftsrecht.   

Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
Glötzleweg 43
81477 München
Tel.: 089-791.8513