(veröffentlichter) Leserbrief zu: "Israel verurteilt Anschlag auf Pilgerstätte", NZ vom 19.6.2015, Seite 7

Sehr geehrte Leserbrief Redaktion der Nürnberger Zeitung,

Auf den christlichen Pilgerort Tabgha am See Genezareth wurde ein Brandanschlag verübt. Die israelische Polizei nahm 16 jugendliche jüdische Siedler aus dem Westjordanland als Verdächtige fest und der Minister für öffentliche Sicherheit beteuerte, dass der Anschlag "den Grundwerten Israels widerspreche."

Ist es aber palästinensischen Christen und Muslimen 1948 nicht ähnlich ergangen? Damals wurde im Zuge der israelischen Staatsgründung unter dem linken Ministerpräsidenten David Ben Gurion die Mehrheit aller Palästinenser vertrieben, enteignet und entrechtet. Hunderte ihrer Dörfer wurden zerstört, um sie an einer Rückkehr zu hindern. Bis heute leben Tausende christlich-palästinensische Flüchtlinge in den beiden UNRWA-Flüchtlingslagern Dbayeh und Mar Elias im Libanon. Martin Buber appellierte damals an Ben Gurion, dieses Unrecht der Vertreibung wieder gut zu machen, da es den Grundwerten des Judentums widerspreche. Der israelische Gründervater Ben Gurion aber sah sich den Grundwerten des politischen Zionismus verpflichtet, der ein mehrheitlich muslimisch-christliches Land in einen jüdischen Staat verwandeln wollte. Seitdem stehen die Grundwerte Israels mit denen des Judentums in Konflikt miteinander.

Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
Glötzleweg 43
81477 München
Tel.: 089-791.8513