Leserbrief zu Peter Münch: "Nächstes Jahr in Jerusalem", SZ vom 24.01.2017, Seite 7

Sehr geehrte Redaktion Leserbriefe,

Die neue Allianz von US-Präsident Donald Trump mit Israels
Premierminister Benjamin Netanjahu birgt nicht nur "enorme Gefahren",
sondern auch Chancen. Ein neuer Bauboom von Siedlerwohnungen in Ost-
Jerusalem und im Westjordanland versetzt der ohnehin längst obsolet
gewordenen Zwei-Staaten-Lösung einen schnelleren Todesstoß. Ebenso
könnte die Verlegung der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem
wegweisend in Richtung einer gemeinsamen Hauptstadt eines zukünftigen
gemeinsamen jüdisch-palästinensischen Staates gedeutet werden. Die
palästinensische Führung sollte diese Provokationen nutzen, um selbst
eine "radikale Kehrtwende in der Nahostpolitik" einzuleiten. Sie
sollte dem Vorbild von Nelson Mandela folgen: für gleiche Rechte in
einem gemeinsamen Land kämpfen, anstatt für die Anerkennung von
Bantustans. Dann könnten palästinensische Flüchtlinge nach Haifa und
Jaffa zurück, und Juden auch Judäa und Samaria besiedeln.

Bis jetzt brachte der UN-Teilungsplan von 1947 weder den Juden
Sicherheit, noch den Palästinensern einen eigenen Staat und ihre
Rechte. F.W. de Klerk, der letzte weiße Präsident Südafrikas, der die
Macht 1994 an Mandela übergab, meinte dazu: "Was Apartheid
ursprünglich erreichen wollte ist, was jeder heute als die Lösung für
Israel und Palästina hält, nämlich - trennen, separate Nationalstaaten
auf der Grundlage von Ethnie, verschiedenen Kulturen,
unterschiedlichen Sprachen." Die heutige Zwei-Staaten-Lösung für
Israel/Palästina beruhe "auf exakt den selben Prinzipien" wie die
Schaffung unabhängiger Homelands in Apartheid Südafrika. Dort sollte
damals der Status Quo der weißen Dominanz als schwarze Unabhängigkeit
getarnt werden. Von solch einer Mogelpackung sollten sich auch die
Palästinenser, nach 70 Jahren vergeblichen Wartens, verabschieden.

Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
Glötzleweg 43
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