Leserbrief zur Aussenansicht von Eldad Beck: "Gruß vom Planeten Israel

Leserbrief zur Aussenansicht von Eldad Beck: "Gruß vom Planeten Israel"
SZ vom 23.7. 2015, Seite 2

Sehr geehrte Redaktion Forum,

Wie weit sich die israelische Selbstwahrnehmung von der Realität entfernt hat, wird in Eldad Becks Aussenansicht "Gruß vom Planeten Israel" erschreckend deutlich. Wieder wird darin das Bild von einem unschuldigen Israel als der "einzigen Demokratie im Nahen Osten" beschworen. "Demokratie" ist ein dehnbarer Begriff, den auch die DDR, die Demokratische Republik Kongo oder Apartheid-Südafrika für sich reklamierten. Wie aber kann Israel eine "Demokratie" sein, wo es doch die Hälfte seiner Bevölkerung seit der Staatsgründung 1948 vertrieben, enteignet, entrechtet und ausgebürgert hat, nur weil sie nicht jüdisch ist? Der Gazastreifen ist bis heute hauptsächlich mit palästinensischen Flüchtlingen von damals bevölkert. Würde Israel sie, gemäß Völkerrecht und UNO-Resolution 194, zu ihren Heimatorten in Israel zurück lassen, würden sie weder "Terrortunnel" bohren, noch Raketen abfeuern. Sie hätten die israelische Staatsbürgerschaft und wären Teil der israelischen Armee. So haben die USA und Apartheid-Südafrika ihre ehemaligen schwarzen "Staatsfeinde" integriert und zu gleichberechtigten Bürgern gemacht. Aber ist Israel bereit, solch eine echte Demokratie nach amerikanischem oder südafrikanischem Vorbild zu werden und möglicherweise unter einem palästinensischen Präsidenten zu leben? Auch UNO-Resolution 273, durch die Israel am 11.5.1949 als UNO-Mitgliedstaat aufgenommen wurde, erwartet von Israel, dass es die vorausgegangenen UNO-Resolutionen 181 und 194 umsetzt - was bis heute nicht geschehen ist. Solange Israel diese völkerrechtlichen Normen missachtet, ist es viel mehr der Libanon, dem der Ehrentitel als "einzige Demokratie im Nahen Osten" gebührt.

Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
Glötzleweg 43
81477 München
Tel.: 089-791.8513