(Veröffentlichter) Leserbrief zu VW-Chef Martin Winterkorn: "Vielleicht habe ich Signale übersehen", SZ vom 20.01.2017, Seite 15

Leserbrief zu VW-Chef Martin Winterkorn: "Vielleicht habe ich Signale

übersehen"
SZ vom 20.01.2017, Seite 15

Sehr geehrte Redaktion Leserbriefe,



Der VW-Konzern hat mit seinen gefälschten Diesel-Abgaswerten nicht nur
weltweit über zehn Millionen Käufer geschädigt, sondern auch Umwelt
und Gesundheit und damit die Allgemeinheit. Er hat mit dem
vorsätzlichen Betrug das Ansehen deutscher Ingenieurkunst ramponiert
und unserem Export geschadet. Trotzdem werden die kriminellen
Machenschaften als Diesel-"Skandal" oder weltumspannende "Affäre"
beschönigt, anstatt sie als "weltumspannendes Verbrechen" beim Namen
zu nennen. Als könne man damit eine Strafe umgehen. Der "Skandal"
liegt doch im peinlich langen Wegducken der Bundesregierung, die es
lieber den Amerikanern überlässt, unsere eigenen Kriminellen hinter
Schloss und Riegel zu setzen. Und in der Bigotterie der Bundesbürger,
die lieber gegen TTIP demonstrierten, als gegen VW, obwohl der Fall
zeigt, dass in den USA striktere Umwelt- und Verbraucherschutzregeln
gelten, als hier.
Bis jetzt lebte Deutschland recht gut vom Export der Luftverschmutzung
- VW ist der erfolgreichste Autokonzern der Welt. Unabhängig von
manipulierten Schadstoffmessungen: für wie viele Zehntausende
vorzeitige Todesfälle durch Autoabgase pro Jahr ist unsere
Autoindustrie, unser Wohlstand, wohl verantwortlich? Über Los Angeles
ist die Luft inzwischen sauberer als über München. Anscheinend zu
sauber für Bundeskanzlerin Angela Merkel, die dem damaligen Gouverneur
Arnold Schwarzenegger bei einem Besuch vorwarf, die kalifornischen
Abgasregeln seien zu streng für deutsche Autos? Es ist zu hoffen, dass
der jetzige Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages alle
Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht. Diejenigen aus dem Konzern
und der Politik. Damit sich die Kluft zwischen Anspruch und
Wirklichkeit der selbsternannten Umweltschützer-Nation etwas  
schliesst.

Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
Glötzleweg 43
81477 München
Tel.: 089-791.8513