Leserbrief zu: Peter Münch "Im Hinterhalt der Hamas", SZ vom 19./20.7.2014, Seite 4

Leserbrief zu: Peter Münch "Im Hinterhalt der Hamas",
SZ vom 19./20.7.2014, Seite 4

Sehr geehrte Redaktion Forum,

In seinem Meinungsartikel rechtfertigt Peter Münch Israels neuerlichen Bodenkrieg im Gazastreifen damit, dass dieser der israelischen Armee von der Hamas "aufgezwungen" wurde und sie "nicht gewollt" in diesen Krieg "hineingezogen" wurde. Mit ähnlich verquerer Argumentation begründeten früher die Regierungen von Großbritannien  und Apartheid-Südafrika ihren ungleichen Kampf gegen die IRA und den ANC. Für Israel gäbe es also sehr wohl auch eine entsprechende "Exit"-Strategie, die es sich bei der nachhaltigen Lösung dieser beiden Konflikte abschauen könnte - falls es dies wollte.

Die Mehrheit der Palästinenser im Gazastreifen sind nämlich nicht als Terroristen geboren, sondern als Flüchtlinge. Da im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948 80 Prozent der Palästinenser vertrieben, enteignet, entrechtet und ausgebürgert wurden, landeten Hunderttausende davon auch im Gazastreifen, wo sie teilweise in acht UNRWA-Flüchtlingslagern von der Weltgemeinschaft finanziert werden müssen, weil Israel ihnen das durch Menschen-, Völkerrecht und UNO-Resolution 194 gegebene Rückkehrrecht in ihre Heimat verweigert, aus dem einzigen Grund, weil sie nicht jüdisch sind. Nur mit Apartheid-ähnlichen Gesetzen und Kriegen kann Israel diesen anachronistischen Rassismus aufrechterhalten, der ein jüdisch-palästinensisches Land in einen mehrheitlich jüdischen Staat verwandelte. Damit die Palästinenser von feindlich gesinnten Nachbarn zu gleichberechtigten Mitbürgern werden, braucht Israel keinen neuen Krieg, sondern den Mut und die Weitsicht eines südafrikanischen Willem de Klerk. Der baute Brücken der Verständigung, anstatt Tunnel zu zerstören.

Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
Glötzleweg 43
81477 München
Tel.: 089-791.8513