Sehr geehrte Redaktion Leserbriefe,
Die Buchrezension zu Wolfgang Reinhards "Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der europäischen Expansion 1415 - 2015", im Feuilleton der SZ vom 14. Juli, hat es klar beschrieben: "Nichts lässt Reinhard aus, natürlich auch nicht die Phase der Dekolonisierung, nicht einmal die jüngsten Flüchtlingsströme zurück nach Europa, das sich davor heute so gruselt, während seine eigene Expansionsgeschichte erst seit ein paar Jahrzehnten gestoppt ist. In diesem Großsystem der Anschauung ist Israel die letzte Siedlerkolonie des Westens, und der welthistorisch vergleichende Blick trägt mehr zu seinem Verständnis bei als die beliebten wechselseitigen Schuldvorwürfe, die den Frieden blockieren."
In diesem Sinne darf der "Alltagshorror" wie ihn Israel durch palästinensische Angreifer erlebt, nicht mit den Anschlägen verglichen werden, wie sie Frankreich zuletzt in Nizza erlebte. Israel ist, wie das ehemalige Südafrika, ein Apartheidstaat, der die Einheimischen vertrieben, enteignet und entrechtet hat. Die Palästinenser kämpfen seit 1948 für ihre legitimen Rechte. Würde ihnen die Weltgemeinschaft dabei helfen (Rückkehrrecht der Flüchtlinge, Gleichberechtigung in Israel, Ende der Besatzung), würden sie keine Anschläge verüben. Israels bestes Sicherheitskonzept ist nicht Kampf, sondern die Umsetzung dieser Rechte. Würde Israel, wie Apartheid Südafrika, allen gleiche Rechte geben, wäre der "Alltagshorror" gestoppt. (Buchtip: Uri Davis "Apartheid Israel", Ali Abunimah "One Country", Mazin Qumsiyeh "Sharing the Land of Canaan") Insofern hat Peter Münch Unrecht, wenn er schreibt, "dass gegen diese Art von Angriffen kein Kraut gewachsen ist - und kein Sicherheitskonzept denkbar." Ein Blick nach Südafrika täte Israel (und der SZ) gut, um das richtige "Kraut" zu finden.
Mit freundlichen Grüßen,Sabine MatthesGlötzleweg 4381477 MünchenTel.:089-791.8513
