Leserbrief zu Jakob Wetzel: "Keine Zusammenarbeit. Die Stadt hält die Boykott-Kampagne gegen Israel für antisemitisch", SZ München Teil vom 13.11.2017, Seite R 3

Leserbrief zu Jakob Wetzel:  "Keine Zusammenarbeit. Die Stadt hält die
Boykott-Kampagne gegen Israel für antisemitisch", SZ München Teil, S.
R3, 13. November 2017

Sehr geehrte Redaktion Leserbriefe,

"Druck, Druck, Druck" ausüben gegenüber Myanmar, titelt die SZ
(16.11.2017), wenn es um die ethnische Säuberung von über 600.000
Rohingyas geht. Notfalls mit Sanktionen. Dadurch solle die Regierung
die "apartheidähnlichen Zustände" gegenüber der muslimischen
Minderheit ändern und die Heimkehr der Rohingyas ermöglichen. Dieser
"Druck" ist nicht anti-buddhistisch. Er will die Einhaltung der
Menschenrechte, insbesondere Artikel 13: "Jeder Mensch hat das Recht,
jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen sowie in sein
Land zurückzukehren."

Wenn aber die BDS-Bewegung einen ähnlichen "Druck" mittels Boykott und
Sanktionen gegenüber Israel fordert, soll sie laut Oberbürgermeister
Reiter "antisemitisch" sein? Und delegitimiert werden? Im Zuge der
israelischen Staatsgründung 1948 wurden 750.000 Palästinenser
vertrieben, enteignet, entrechtet und ausgebürgert. Es herrschen
ebenfalls apartheidähnliche Zustände. Deswegen lehnt sich die BDS-
Bewegung mit ihrer Forderung nach Gleichberechtigung an die afro-
amerikanische Bürgerrechtsbewegung oder die Anti-Apartheid-Bewegung
Südafrikas. Damit steht sie im Einklang mit Menschenrechten und UNO-
Resolutionen und ist keineswegs "antisemitisch". UNO-Resolution 273
nahm Israel am 11. Mai 1949 als UNO-Mitgliedsstaat auf, unter der
Annahme, Israel würde die vorangegangenen UNO-Resolutionen 181, zur
Teilung in einen jüdischen und einen arabischen Staat, und UNO-
Resolution 194, zum Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge,
erfüllen. Beides ist bis heute nicht geschehen. Die UNO hätte wohl
kaum das Rückkehrrecht gefordert wenn dies die Existenz des Staates,
den sie soeben aus der Taufe gehoben hat, wieder zerstören würde. Die
BDS-Kampagne fordert eine Rückkehr und Gleichberechtigung der
Palästinenser - was Israel nicht zerstören, sondern, im Gegenteil, zu
einer echten Demokratie machen würde!

Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
Glötzleweg 43
81477 München