abgedruckter Leserbrief zu Nico Fried: "Schuld und Bühne. Sebastian Edathy ist nach Berlin gekommen, "um die Wahrheit zu sagen"

abgedruckter Leserbrief zu Nico Fried: "Schuld und Bühne. Sebastian Edathy ist nach Berlin gekommen, "um die Wahrheit zu sagen"." SZ vom 19.12.2014, Seite 3

Sehr geehrte Redaktion Leserbriefe,

Politiker und Journalisten sind unglaubwürdig, wenn sie "gegen Pegida, Rassismus und Hetze" demonstrieren, gleichzeitig aber gegen Sebastian Edathy, der als Vorsitzender des Untersuchungsausschusses zur Mordserie des NSU gerade zu diesem Thema Hervorragendes geleistet hat, eine gnadenlose, mittelalterliche mediale und soziale Hetzjagd a la Ku Klux Klan veranstalten. Nur weil Edathys erotische Phantasiewelt nicht derjenigen gesellschaftskonformer Hetero Machos entspricht, die es womöglich als eine Beleidigung ihrer selbstdefinierten "Männlichkeit" empfinden, wenn sich jemand lieber Knabenbilder ansieht, als seine Ehefrau alle paar Jahre durch eine Jüngere zu entsorgen. Edathy hat niemanden totgefahren und sich keine Zwangsprostituierten gekauft. Er hat sich an Bildern delektiert, wie es Millionen Fernsehzuschauer allabendlich an Sex und Crime und Horror tun.

Wer sich fragt, "was diese Bilder für die Kinder bedeuten könnten, die darauf zu sehen sind", sollte sich ebenso fragen, was es für die kongolesischen, ghanaischen oder indischen Kinder bedeutet, die sich kaputtarbeiten, für das Coltan in unseren Computern und Handys, für die Wiederverwertung unseres Elektroschrotts oder die Herstellung unserer Kleidung. Der Schauprozess gegen Sebastian Edathy ist scheinheilig. Wenn, dann gehörten wir alle auf die Anklagebank - für das Kinderblut in unserer Elektronik. Nicht aber Edathy - wegen der Nacktfotos von Kindern auf seinem Computer.

Mit freundlichen Grüßen,
Sabine Matthes
Glötzleweg 43
81477 München
Tel.: 089-791.8513